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Identität

Stanisław
Wyspiań­ski
Museum
Krakau

»In meinem Theater sehe ich riesige, riesige Lufträume, voll mit Menschen und Schatten, ich spiele mit ihnen (...)«
Stanisław Wyspiański (1869-1907)

Die Identität einer Stadt bildet sich in dem permanenten Dialog zwischen ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft. Die Versatzstücke dieses Dialogs schaffen eine ortsspezifische Kultur, prägen das architektonische Stadtbild und schreiben sich in das kollektive Bewusstsein ihrer Bewohner ein. Insbesondere den bildenden Künsten fällt dabei die Rolle der Vermittlung und Repräsentation zu, denn sie bilden den ästhetischen Rahmen einer Gesellschaft.

In Polen hat vor allem der in Krakau geborene Künstler Stanisław Wyspiański zu dieser Rahmenbildung beigetragen. Das Spektrum seiner Arbeit umfasst fast alle Disziplinen der bildenden Künste und geht sogar noch darüber hinaus. Stanisław Wyspiański war Maler und Zeichner, er entwarf Möbel, Bühnendekorationen und Kirchenfenster, arbeitete als Architekt und verfasste mehrere Theaterstücke. Der Neubau des ihm gewidmeten Stanisław-Wyspiański-Museums bewahrt damit ein Stück der kulturellen Vergangenheit Krakaus und blickt gleichzeitig mutig in die architektonische Zukunft.

»Stanisław Wyspiański gehört zu den wichtigsten polnischen Künstlern. Das neue Stanisław-Wyspiański-Museum soll die verschiedenen Dimensionen seines komplexen künstlerischen Schaffens abbilden.«
Anna Stryszewska-Słońska, Architektin und
Büroleiterin am Standort Breslau
Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten

Kontext

Die Arbeit Wyspiańskis zeichnet sich durch Einfachheit und geometrische Prägnanz aus, gleichzeitig schlägt sich seine Beeinflussung durch Künstler der Art Nouveau in den floralen Ornamenten nieder, die seine Werke oft begleiten. In den wenigen Jahren seines künstlerischen Schaffens entwickelte Wyspiański eine progressive Symbiose aus verschiedenen Disziplinen und Stilen. Die Einzigartigkeit seiner Arbeit und seine herausragende Bedeutung für die polnische Kultur- und Kunstgeschichte bilden das theoretische Fundament für den Neubau des Stanisław-Wyspiański-Museums, das in den Kontext des umliegenden Museumsviertels eingebunden wird.

»Das neue Museum steht gleichberechtigt neben dem Nationalmuseum, ohne ästhetisch mit ihm zu konkurrieren. Die fast monolithische Strenge der Fassade zitiert die strukturierte Arbeitsweise Wyspiańskis, dem die Klarheit und Einfachheit seiner unterschiedlichen Werke immer ein großes Anliegen war.«
Anna Stryszewska-Słońska,
Architektin und Büroleiterin am Standort Breslau
Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten

Vision

Die Herausforderung einer Museumsarchitektur besteht darin, dem Werk gegenüber zurückhaltend zu bleiben und gleichzeitig einen angemessenen Rahmen zu bilden. Der Entwurf für das neue Museum integriert verschiedene Aspekte aus Wyspiańskis vielseitiger Arbeit und nimmt Motive seiner künstlerischen Auseinandersetzung auf. Herzstück der Ausstellung sind die in Originalgröße gemalten Ölbilder von den Kirchenglasfenstern Wyspiańskis.

Ein zentrales Element des neuen Museums sind die vier in und auf ihm angelegten Gärten, die sich verschiedenen Funktionsräumen des Museums angliedern. Der »Geheime Garten« auf dem Dach des Hauses bildet den Schlussstein des Ausstellungsrundgangs. Das über die perforierte Steinfassade einfallende Sonnenlicht wirft ein sich permanent wandelndes Muster aus Licht und Schatten auf den Boden des Gartens, von dem aus die Besucher weit in die Krakauer Altstadt blicken können. Die Gärten ergänzen die geometrische Grundstruktur des Gebäudes um die für das Schaffen Wyspiańskis stets bedeutenden Naturelemente.

Stanisław Wyspiański hatte ebenfalls einen großen Einfluss auf die Entwicklung des polnischen Theaters. Der neue Museumsentwurf greift darum verschiedene Aspekte der Bühnentechnik auf und übersetzt sie in den Kontext eines modernen Museums. Der Entwurf arbeitet beispielsweise mit sogenannten Soffitten, die im Theater benutzt werden, um flexible Rahmen für die Bühne zu bilden, die bestimmte Bereiche entsprechend der dargestellten Szene ein- bzw. ausblenden. Analog dazu wird es in dem neuen Museum möglich sein, die Größe einzelner Ausstellungsbereiche flexibel den teils wechselnden Exponaten anzupassen. Der alle Stockwerke des Gebäudes miteinander verbindende Luftraum bietet Platz für multimediale Ausstellungen und Projektionen und basiert auf dem Zitat Wyspiańskis, er sähe in seinem Theater »riesige, riesige Lufträume, voll mit Menschen und Schatten…«.

Visualisierungen der Museums-Innenräume